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Normales Drama • art DAS KUNSTMAGAZIN // MAI 2023

Komik und Tragik – in diesem Spannungsfeld entfaltet Kallirroi Ioannidous Werk seine Kraft. Ihre Kunst feiert das Absurde und bekennt sich
zum Antagonismus: Sie ist poetisch und verstörend, formal reduziertund inhaltlich komplex – zudem individualistisch und humorvoll. Leichtfüßig
kommen ihre oft witzig betitelten Zeichnungen, Malereien und Keramiken daher, die ihre tiefere Bedeutung auf den zweiten Blick offenbaren. Wrong Barber nennt sie etwa lakonisch eine Ölkreide-Zeichnung, die den flächig und schematisch aufs Blatt geworfenen Oberkörper einer Person mit grotesk verschnittener Frisur zeigt. Oder wenn sie zum Beispiel einen Tisch zeichnet, sind seine Beine windschiefe Stelzen, und seine Platte befindet sich in gefährlicher Schräglage. »Ich habe eine Neigung, tragikomische Situationen in einer eigenen Formsprache festzuhalten«, erläutert die Künstlerin. »Die menschliche Existenz bestehtaus unzähligen solcher Momente. Sogar die Tatsache, dass wir alles tun, um den Tod zu ignorieren, und so tun, als ob wir die Kontrolle hätten, ist tragikomisch.«Im Zentrum ihres Schaffens steht der Körper – nicht als optimierter Idealkörper, sondern verletzlich, eigensinnig, in permanenter Verwandlung. Anregungen holt sie sich, indem sie im Atelier stapelweise Kataloge durchpflügt. Als aktuellen Einfluss nennt sie die britische Malerin Rose Wylie mit ihren scheinbar naiven, schroffen Schöpfungen zwischen Punkspirit und Popkultur, an der sie besonders schätzt, »dass sie auf eine Weise zeichnet und malt, wie Kinder Fragen stellen« –
schonungslos direkt und unverstellt komisch. //
G U